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Kinder vor Mobilfunkstrahlung schützen

Kinder vor Mobilfunkstrahlung schützen – von Anfang an! Was wir hierzu ernst nehmen sollten

Biologische Wirkungen von Mobilfunkstrahlung

Mehr als 40 Jahre intensiver Forschung haben gezeigt, dass auch Strahlenbelastungen unterhalb der Grenzwerte mit erheblichen Risiken für die Gesundheit der Menschen, sowie für die Gesundheit der Tiere und Pflanzen verbunden sind.

LBP / photocase.de

Gesundheitliche Belastung durch die Funkstrahlung

Die gesundheitlichen Risiken durch die Belastung durch Funkstrahlung werden oft unterschätzt oder gar ignoriert. Wissenschaftliche Studien weisen immer deutlicher nach: Insbesondere die Dauerbestrahlung unterhalb der Grenzwerte, der viele Menschen durch die stetige Zunahme von Funkanwendungen (z. B. WLAN, Bluetooth, UMTS u. a.) ausgesetzt sind, ist eine Hauptquelle für Gesundheitsrisiken. Wie sehr diese Risiken bereits Realität geworden sind, zeigen die Jahresstatistiken der Krankenkassen (3, 4).

Die mit Smartphone & Co. einhergehenden Verhaltensrisiken werden besonders für Kinder und Jugendliche durch die gesundheitlichen Gefährdungen durch Mobilfunkstrahlung negativ verstärkt. Als Folge zeichnet sich bereits heute eine verminderte Leistungsfähigkeit der Kinder in der Schule ab.

Warnungen weltweit und sogar von der Mobilfunkindustrie

Seit Jahren warnen internationale Ärzteappelle, Wissenschaftler-, Ärzte- und Umweltverbände, die Europäische Umweltagentur, der Europarat, das europäische Parlament und viele andere Institutionen vor den gesundheitlichen Risiken der Mobilfunkstrahlung und fordern z.B. eine Reduzierung der Funkstrahlung und nachdrücklich Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bestätigt durch seine Empfehlungen, dass ein Gesundheitsrisiko nicht ausgeschlossen werden kann (5):

  • Bevorzugen Sie Kabelverbindungen, wenn auf Drahtlostechnik verzichtet werden kann.
  • Vermeiden Sie die Aufstellung von zentralen WLAN-Zugangspunkten in unmittelbarer Nähe der Orte, an denen sich Personen ständig aufhalten, zum Beispiel am Arbeitsplatz.

Inzwischen gibt es sogar Warnungen von der Industrie selbst:

Alle Hersteller von Smartphones weisen in ihren Sicherheitshinweisen darauf hin, dass die Endgeräte in einem Mindestabstand vom Körper des Nutzers gehalten werden müssen, damit die gesetzlich gültigen Grenzwerte für Mikrowellenstrahlung nicht überschritten werden.

Zum Beispiel soll beim Smartphone Blackberry Torch 9800 ein Abstand vom Körper von mindestens 25 mm eingehalten werden, insbesondere vom Unterleib schwangerer Frauen (Belastung des Fötus) und Jugendlicher (Belastung der Hoden). Laut der Bedienungsanleitung des iPhone 5 soll man Kopfhörer benutzen und es mindestens 10 mm vom Körper entfernt halten.

Auch die Bedienungsanleitung des Speedport Routers der Deutschen Telekom enthält auf S. 21 folgende Sicherheitswarnung: 

„Die integrierten Antennen Ihres Speedport senden und empfangen Funksignale bspw. für die Bereitstellung Ihres WLAN. Vermeiden Sie das Aufstellen Ihres Speedport in unmittelbarer Nähe zu Schlaf-, Kinder- und Aufenthaltsräumen, um die Belastung durch elektromagnetische Felder so gering wie möglich zu halten.“

In vielen Ländern (in Frankreich, Belgien, Israel, Indien u.a.) haben diese Warnungen bereits zu verschiedenen gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Kinder geführt.

Kurzfristige Wirkungen

Die kurzfristigen biologischen Wirkungen von Mobilfunkstrahlung zeigen sich für viele Kinder und Jugendliche vor allem in

  • (zunehmenden und anhaltenden) Kopfschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung,
  • (Ein-) Schlafstörungen
  • Reizbarkeit, Gereiztheit, Nervosität, depressive Tendenzen
  • Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, Schwindel und Ohrgeräusche
  • Lern- und Verhaltensstörungen
  • Herz-Kreislauf-Störungen (Herzrasen), zum Teil auch Hör- und Sehstörungen

Die Wirkungen (sog. Mikrowellensyndrom) sind durch eine Vielzahl von Studien belegt: Z.B. ermittelte eine Münchener Studie von 2008, dass sich 9% der an ihr beteiligten Minderjährigen – das sind für ganz Deutschland gut 1 Million Kinder und Jugendliche – von Mobilfunkstrahlung beeinträchtigt fühlen. 2016 ergab eine Studie der Betriebskrankenkasse Verkehrsbau Union (BKK VBU), dass bereit knapp 74% aller Siebtklässler regelmäßig unter Kopfschmerzen leiden. Eine neuere Metastudie konnte zeigen, dass die Kopfschmerzen mit der Dauer bzw. der Häufigkeit der Nutzung von Mobilfunkgeräten signifikant zunehmen (6).

In vielen Fällen verschwinden die Symptome nach einer Erholungsphase (mindestens 2 Stunden ohne Strahlung), oft aber erst dann, wenn die Strahlenbelastung dauerhaft aufhört.

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Kinder haben einen erhöhten Schutzbedarf, da bei ihnen die Strahlung viel tiefer in den Kopf eindringt als beim Erwachsenen (vgl. Abb.: Strahlenaufnahme im Kopfbereich nach Lebensalter (7)).

Das kindliche Gehirn ist dadurch bis zu 3-fach höher belastet als das des Erwachsenen, Knochen sogar bis zu 10-mal höher. Da das Nerven- und Immunsystem von Kindern noch nicht voll entwickelt ist, kann dessen Entwicklung leicht empfindlich gestört werden.

Insbesondere erhöht sich das Risiko für Verhaltensstörungen. Dies belegt neben anderen Studien insbesondere das Ergebnis einer WHO-Studie (Divan et al. (8)) mit 29.000 Kindern: Kinder, die im Mutterleib und/oder während der Kindheit (bis 7 Jahre) der Strahlung von Mobilfunkgeräten (dazu zählen auch Funk-Babyphone) ausgesetzt waren, entwickeln signifikant häufiger Verhaltensprobleme, unter anderem ADHS. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die Ursachen der weltweit dramatischen Zunahme von hyperaktiven bzw. verhaltensauffälligen Kindern.

Das Risiko für Verhaltensstörungen war vor allem dann deutlich erhöht (um 80%), wenn Mütter in der Schwangerschaft regelmäßig mobil telefonierten oder sich im Nahbereich von Strahlungsquellen aufhielten und ihre Kinder auch noch vor dem 7. Lebensjahr mit einem Handy telefonierten. Denn die Strahlung dringt einige Zentimeter in den Körper ein und kann die Entwicklung des Fötus empfindlich stören.

Der Barmer GEK-Arztreport von 2013 (4) zeigt, dass sich das Risiko für Verhaltensstörungen durch Mobilfunkstrahlung längst bei den Kindern ausgewirkt hat: Innerhalb von 5 Jahren seit Einführung der Smartphones gab es einen dramatischen Anstieg von ADHS-Fällen um 42% bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahren. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass das Risiko für Fehlgeburten und Missbildungen erhöht ist.

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Langfristige Wirkungen

Die langfristigen biologischen Wirkungen bestehen u.a. in einer erhöhten Krebsgefahr, in negativen Auswirkungen auf die Spermien und die Fruchtbarkeit sowie neurologischen Störungen:

Wir wissen heute, dass für Kinder und Jugendliche, die vor dem 20. Lebensjahr beginnen, ein Mobiltelefon zu benutzen, ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines bösartigen Hirntumors in ihrem späteren Leben besteht. Je jünger ein Kind ist und je länger es ein Handy benutzt, umso stärker steigt das Risiko für einen Tumor – bis zum 5-fachen – an (Environmental Working Group 2009, Hardell 2009, 2011 (8)). Seit Einführung der mobilen Kommunikation 1993 steigt in Deutschland die Zahl der jährlich an Krebs erkrankten Kinder (bis 15 Jahre) kontinuierlich an (um ca. 25% in 20 Jahren, Robert Koch Institut 2013), in anderen Ländern zeigen sich noch dramatischere Entwicklungen.

Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren haben viel kürzere Latenzzeiten (ca. 15 - 20 Jahre) als bei Erwachsenen, die bis zu 40 Jahre betragen können. Das durch Mobilfunkstrahlung erhöhte Risiko für Krebs bei Kindern und Jugendlichen kann demnach fatale Auswirkungen für ihre mittlere Lebensphase haben.

Vertiefte Infos zur Mobilfunkstrahlung und ihren Wirkungen finden Sie auf der Website von Diagnose-Funk: https://www.diagnose-funk.org und  https://www.emfdata.org

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