Frühe Kindheit (0 – 3 Jahre) Ohne Bildschirmmedien und strahlendem Kinderspielzeug!

Auf Kinder wirken Bildschirmmedien anders

Bereits für die Allerkleinsten gibt es ein wachsendes Angebot an „i-Toys“, das ist herkömmliches Spielzeug mit integriertem Tablet oder auch Puppen und Kuscheltiere mit eingebautem Smart- oder Babyphone.

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i-Toys sollen Kleinkinder für die Welt von Morgen konditionieren

Diese Entwicklung, zunehmend digitale Bildschirmmedien bereits für (kleinste) Kinder anzubieten, wird geschickt mit der verfänglichen Botschaft verbunden, es käme darauf an, digitale Medien so früh wie möglich – bereits ab dem frühen Kindergartenalter – an Kinder und Jugendliche heranzutragen, um sie rechtzeitig an die digitalen Medien zu gewöhnen und auf die digitale Welt vorzubereiten.

Diese Botschaft wird von vielen Eltern (in D von ca. 35%) zunehmend akzeptiert (vgl. miniKim - Studie 2014 (10)): Die Zeit, die Kinder in den ersten Lebensjahren vor dem Bildschirm von Tablets und Smartphones verbringen, nimmt entsprechend derzeit rapide zu (in USA bei Kindern unter 2 Jahren bereits bis zu 90 Minuten täglich). Was bedeutet das für das Kind?

Warum Bildschirmmedien Kleinkindern schaden

Für Erwachsene stellen Medien ein Tor zur Welt dar. Für Kinder ist das anders: Je kleiner das Kind, desto größer der mögliche Schaden. Je länger die Zeit vor dem Bildschirm, desto stärker können die Beeinträchtigungen in der Entwicklung sein. Warum ist das so?

Für Reifung und Wachstum im Gehirn sind vielfältige Sinneserfahrungen nötig: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Tasten und Fühlen, Schwerkraftsinn, Eigenbewegungssinn u.v.m. Ein Neugeborenes braucht 6 bis 8 Jahre, um die eigenen Sinne weitgehend auszubilden.

Die frühe Nutzung von interaktiven Bildschirmmedien bietet den Sinnen eine zweidimensionale und damit eingeschränkte Sinneserfahrung auf einer glatten, immer gleichen Oberfläche an. Die Bedienung ist meist mit einer fehlenden Bewegungserfahrung des ganzen Körpers verbunden.

Diese einseitige, anspruchslose Sinneserfahrung ist für die kindliche Entwicklung weitgehend verlorene Zeit, da die Freude an der Bewegung nicht herausgefordert wird. Eine gesunde Gehirnentwicklung wird dadurch behindert (Gertraud Teuchert-Noodt 2017).

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Auch das Anschauen von Fernsehsendungen ist für ein Baby oder Kleinkind schädlich: Die unverständlichen, oft lauten und grellen Inhalte überfordern und können zu Ängsten und Schlafschwierigkeiten führen. Wenn der Fernseher „nur“ im Hintergrund läuft, reduziert sich der sprachliche Austausch mit Ihrem Kind, auch der Blickkontakt wird seltener. Die zarten kommunikativen Signale des Kindes werden nicht mehr wahrgenommen, wie neuere Studienergebnisse von Sprachforschern zeigen.

Bildschirmmedien verdrängen den unmittelbaren Kontakt mit der analogen Welt und mit anderen Menschen. Kinderärzte raten daher: Setzen Sie Ihr kleines Kind nicht dem Bildschirm aus! Auch nicht „passiv“. Kinder lernen bis zum Ende des Kindergartenalters umso besser sprechen, je öfter sie eine medienfreie Umgebung haben – alleine und auch mit ihren Eltern zusammen.

Fernseh-, Tablet- und Smartphonezeit ist „sprachlose“ Zeit

Telefonierende oder chattende Eltern sind zwar körperlich anwesend, kümmern sich aber nur „nebenbei“ um das Kind. Für die Tablet- und PC-Nutzung der Eltern gilt dasselbe. Bindungsforscher warnen:

Eine übermäßige Nutzung von TV, PC/Tablet und Smart-phone stört den Eltern-Kind-Kontakt. Dies kann sich schädlich auf die Beziehung auswirken!

Für die sichere Bindung zwischen Eltern und Kind sind die ersten Lebensmonate und Jahre besonders wichtig. Eine stabile Eltern-Kind-Beziehung, wo der direkte Kontakt mit dem Kind nicht mit Medien geteilt wird, ist unverzichtbare Grundlage für ein gesundes und glückliches Leben Ihres Kindes – und ein Gewinn für die Eltern!

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Der Experten

Je länger die Zeit vor dem Bildschirm, desto stärker können die Beeinträchtigungen in der Entwicklung sein.

Digitale Medien als Spielverderber für Babys
Autor: Maria Luisa Nüesch
Veröffentlicht am: 02.03.2017
94 Seiten